Der "Lokschrauber"
Der Lokschrauber - ein Leben für die Instandhaltung von E-Lokomotiven.
Am 01.09.1979 war es endlich so weit, der junge Schüler Andreas hat seine Ausbildung begonnen. Eine Ausbildung, die er sich selbst ausgesucht hatte. Warum aber Maschinenschlosser? So die Ausbildungsbezeichnung.
Naja, wenn man weiß, dass der Väterliche Betrieb eine Bauschlosserei war, kann man das gut nachvollziehen. So hatte er die Möglichkeit in den Elterlichen Betrieb einzusteigen. - Lernen, bzw. eine Ausbildung beginnen wollte Andreas nicht zu Haus wie er sagte, sondern besser in einem fremden Betrieb.
Er wolle sein großartiges Verhältnis zu seinem Vater nicht gefährden meinte er. Denn in einer Ausbildung kann es durchaus zu Spannungen mit dem Ausbilder kommen; dachte er. Und so war die Entscheidung getroffen. Er wollte Maschinenschlosser bei der Deutschen Bundesbahn werden.
Was das später für ihn bedeutete war ihm noch nicht klar. Maschinen bauen das durfte er laut seinem Ausbildungsabschluss.
Doch was sollte er jetzt machen, fragte es sich. Von der Bahn weggehen und richtig viel Geld verdienen? Ja das war möglich, doch wie lange. Aber ging das auf Dauer gut? Man hat ihm geraten bei der Bahn zu bleiben. Das wäre ein sicherer Arbeitsplatz und würde ihm auf Jahrzehnte Lohn und Brot sicheren.
Die Ausbildung war beendet. Die Prüfungen bestanden. So nahm er dann auch das Angebot an von Hannover-Leinhausen (dem Bundesbahn-Ausbesserungswerk) zum Bahn-Betriebswerk Seelze zu wechseln und dort Lokomotiven zu warten.
Ernüchterung kam dann als bald auf ihn zu. Der neue Chef hat ihm gesagt er könne nur in Seelze bleiben, wenn er als Betriebsarbeiter, dort seine Arbeit verrichten würde. Einen Morgen war auf der Lokomotive, auf der er Putzen musste, eine Glühbirne defekt. Schnell ausgetauscht dachte er; doch da hatte er die Rechnung ohne seinen Meister gemacht. Er verbat ihm ein das zu tun. Es wäre Handwerkerarbeit und nicht sein Job.
So fegte Andreas die Führerstände aus machte die Aschenbecher leer und putzte die Scheiben der Lokmotiven. Bald durfte er auch in der Waschhalle seinen Dienst tun. Mit einem langstieligen Besen schruppte er die Außenhaut der Loks mit Seife ein. Eine ekelig stinken und auch ätzende Jauche war das. So dass dort die Kleidung schnell zerschlissen war. Aber auf Sicherheit und Hygiene im Arbeitsbereich achtete man damals noch nicht so doll.
Bald kamen die ersten Nachtschichten. Mittlerweiler war Andreas in den Schichtdienst gewechselt. Was strengte das den jungen Menschen an.
War er es doch immer noch nicht gewohnt 8 Stunden zu arbeiten. Auch waren viele Dinge noch unbekannt für den jungen Eisenbahner. So zum Beispiel, dass man nach der Nachschicht im Sommer nicht schon um 10.00 Uhr aufsteht und dann ohne noch mal zu Schlafen den Nachtdienst beginnt. Müdigkeit war nicht zu vermeiden in der Arbeitszeit. So manches Mal, wenn er eigentlich die Loks sauber machen sollte, hatte er auf einer kleinen harten Holzbank geschlafen. Seine älteren Kollegen hatte seine Arbeit mit übernommen. Aber mit der Zeit wurde es Tagesablauf und er gewöhnte sich an die Arbeit. An den Schichtdienst mit manchmal drei Schichtwechseln in der Woche könnte er sich nie gewöhnen, dachte er
Eines Tages kam dann der Meister auf Andreas zu und fragte, ob er nicht Hilfszugbereitschaft machen wollte. Der Hilfszug war Andreas wohlbekannt.
Immer wenn Alarm war und die Truppe von sechs Kollegen zum Gerätewagen, einem umgebauten alten Posten strömten, war es an der Zeit deren Arbeit fertig zu machen. Besonders in der Nachtschicht war das arg, wenn die Schlosser einen angefangen Satz Bremssohlen liegen ließen. Mit den Bremssohlen war aber auch der Einstieg in die Schlosserarbeit vorgezeichnet. Immer öfter wurde Andreas für Arbeiten eingeteilt, die eigentlich von Schlossern erledigt werden sollten. Aber es machte ihm Freude. Auch wenn so mancher Arbeitsgang wegen fehlender Technik und mangelnder Kraft für ihn eine ungewohnte Anstrengung darstellte. So war es auch nicht verwunderlich das er das eine oder andere Mal nach der Nachschicht im Zug nach dem Heimatlichen Neustadt am Rübenberge einschlief. Nur knapp entging er dem Weiterfahren in Richtung Nienburg. Und wieder waren es ältere Kollegen, die ihn davor bewahrten nach einer anstrengenden Nachtschicht auch noch mit dem nächsten Zug wieder zurück nach der Heimatstadt fahren zu müssen.
2010 hatte er dann die Chance sich als stellvertretende Prüfaufsicht zu bewehren. Diese führte er dann auch bis 2020 fort. Dann musste er dieses Teil der ZfP und das Ultraschallen aus gesundheitlichen Gründen aufgeben.
In der Zwischenzeit wurden die Ansprüche an die Handwerker in der Instandhaltung immer höher. Wie eigentlich überall, so auch in Seelze, wurde alles und jedes durch Fortbildungen und Lehrgänge angeeignet. Die Fahrzeugtechniken und Bauarten der Lokomotiven wurden im umfangreicher. Auch der Anteil an Elektrotechnik und Elektronik stieg immer mehr und beherrschte fast die gesamten Arbeitsgebiete. Wie gerne hätte sich Andreas mehr auf Elektrotechnik bezogen. Doch leider war diese für einen Lokschrauber nicht immer zu machen, musste Andreas sich eingestehen. Aber in Ergänzung mit den anderen Arbeitsgruppen konnte man sich als gutes Team beweisen.
Es stieg die Anzahl der Lehrgänge und Prüfungen immer mehr an, die Andreas absolvieren musste. An der Spitze war dann 2018 der Bremsschlosserlehrgang.
2018, im September, war dann ein schwarzer Tag für den Lokschrauber Andreas. Ein böser Fahrradunfall hat ihn schön ins Schwanken und zu Fall gebracht.
Fast ein Jahr musste er pausieren. Er zertrümmerte sich den rechten Ellenbogen. Bis dieser so weit wiederhergestellt war, brauchte es eine Operation und monatelanger Rehamassnahmen. Nach fast elf Monaten begann die Wiedereingliederung. Aber der rechte Arm bereitet dem Schrauber starke Probleme. So darf und kann er nicht mit mehr als 5kg hantieren und kann diese positionieren. Die dauernden Belastungen im Werkstattleben strengen ihn arg an. Diese ganzen Belastungen lassen sich nur durch die, über lange Zeit gewachsen, Schrauber Gemeinschaft schaffen. Aber auch die Auszubilden und Jungschlosser haben sich gut in die Gemeinschaft gefügt. Diese erleichtert jeden Tag aufs Neue, die Arbeitsbelastungen, die das Werkstattleben so mit sich bringt.
Am 01.09.2019 hat Andreas seine Urkunde für 40 Jahre Zugehörigkeit zur Deutschen Bahn, im Bereich DB Cargo, bekommen. Und stolz ist er. Der Lokschrauber.
So lange es ihm möglich ist sich im Werkstattleben zu beweisen will er das Tun. Wenn es möglich ist, möchte er das so bis zum 50sten Jubiläum fortschreiben.
2010 hatte er dann die Chance sich als stellvertretende Prüfaufsicht zu bewehren. Diese führte er dann auch bis 2020 fort. Dann musste er dieses Teil der ZfP und das Ultraschallen aus gesundheitlichen Gründen aufgeben.
In der Zwischenzeit wurden die Ansprüche an die Handwerker in der Instandhaltung immer höher. Wie eigentlich überall, so auch in Seelze, wurde alles und jedes durch Fortbildungen und Lehrgänge angeeignet. Die Fahrzeugtechniken und Bauarten der Lo-komotiven wurden im umfangreicher. Auch der Anteil an Elektrotechnik und Elektronik stieg immer mehr und beherrschte fast die gesamten Arbeitsgebiete. Wie gerne hätte sich Andreas mehr auf Elektrotechnik bezogen. Doch leider war diese für einen Lok-schrauber nicht immer zu machen, musste Andreas sich eingestehen. Aber in Ergän-zung mit den anderen Arbeitsgruppen konnte man sich als gutes Team beweisen.
Es stieg die Anzahl der Lehrgänge und Prüfungen immer mehr an, die Andreas ab-solvieren musste. An der Spitze war dann 2018 der Bremsschlosserlehrgang.
2018, im September, war dann ein schwarzer Tag für den Lokschrauber Andreas. Ein böser Fahrradunfall hat ihn schön ins Schwanken und zu Fall gebracht.
Fast ein Jahr musste er pausieren. Er zertrümmerte sich den rechten Ellenbogen. Bis dieser so weit wiederhergestellt war, brauchte es eine Operation und monatelanger Rehamassnahmen. Nach fast elf Monaten begann die Wiedereingliederung. Aber der rechte Arm bereitet dem Schrauber starke Probleme. So darf und kann er nicht mit mehr als 5kg hantieren und kann diese positionieren. Die dauernden Belastungen im Werk-stattleben strengen ihn arg an. Diese ganzen Belastungen lassen sich nur durch die, über lange Zeit gewachsen, Schrauber Gemeinschaft schaffen. Aber auch die Auszubil-den und Jungschlosser haben sich gut in die Gemeinschaft gefügt. Diese erleichtert jeden Tag aufs Neue, die Arbeitsbelastungen, die das Werkstattleben so mit sich bringt.
Am 01.09.2019 hat Andreas seine Urkunde für 40 Jahre Zugehörigkeit zur Deutschen Bahn, im Bereich DB Cargo, bekommen. Und stolz ist er. Der Lokschrauber.
So lange es ihm möglich ist sich im Werkstattleben zu beweisen will er das Tun. Wenn es möglich ist, möchte er das so bis zum 50sten Jubiläum fortschreiben.
2021, 19 April bei Andreas wird wie bei so vielen Menschen in der Zeit Corona nachgewiesen.
Es folgte eine schlimme Zeit. Alle Symptome von Corona taten sich auf. Ganz schlimm fand ich die Beklemmungsanfälle und die vermeintliche Todesangst. Dreimal musste der Notarzt kommen und behandeln. Aber was sollte es tun die Krankenhäuser waren voll. Die Notaufnahmen waren alle belegt. Und was das schlimmste war, Andreas behielt Long-Covid zurück. Und zwar so intensiv, dass es 20% in den Grad der Behinderung mit einfließen ließ.
Durch weitere Einflüsse wie der schon Vorhandene, Entfernung des Radiuskopf des rechten Armes. Eine Prothese wurde nicht eingesetzt.
Aber das, wenn das nicht schon genug wäre, hat sich der Lokschrauber, Andreas Mus-keln und Sehne aus der rechten Schulter gerissen. Was auch wieder eine Lange Aus-zeitbeinhaltete.
Long-Covid-Symptome wie Schwindelanfälle, Abgespanntheit, Muskel und Gelenk-schmerzen blieben auch weiter erhalten. All das war nicht förderlich für die Ausfallzei-ten in der Werkstatt. Da wäre Andreas sicher lieber gewesen.
2024, im Juli Es ist nun nicht mehr lange hin, bis es in Rente geht. Nicht weil Andre-as keinen Spaß mehr an der Arbeit hat oder weil das Rentenregeleintrittsalter er-reicht wurde.
Nein - der Körper und seinen Schmerzbelastungen sagen ganz deutlich, es geht nicht so weiter. So hat sich Andreas schweren Herzens entschlossen zu 1. Januar 2025 in Rente zu gehen. Vorzeitig und mit Abzügen der Rentenbezüge. Doch es geht nicht weiter so
Das war es also dann mit einem erfüllten Berufsleben bei DB-Cargo. Bleibt nur zu sagen, wie gerne Andreas in der Werkstatt und im Kreise seiner Kollegen war. Immer ein freund-liches Wort füreinander und eine helfende Hand, wenn es mal wieder nicht ging, weil etwas zu schwer war oder weil einfach die Luft heraus war. Nach mehr als 45 Jahren.
So heißt es: bleibt munter und fleißig. vergesst aber die Pausen nicht.
Seelze 2024
Letzte Änderung am Samstag, 30. November 2024 um 14:14:20 Uhr.